Steimle ärgere dich nicht

27.10.2015

In der Sächsischen Zeitung gefunden!

 

„Los, Matthias, komm“, spornt ihn Uwe an. Doch das nützt dem Matthias nichts. Uwe schmeißt ihn trotzdem raus. „Tut mir leid.“ Na ja, nicht wirklich. Denn es ist ja ein Spiel. Mensch ärgere dich nicht. Und der Matthias und der Uwe sind Freunde. Matthias Matzka ist Rechtsanwalt und Dohnaer Stadtrat und kennt Uwe Steimle schon lange. Jetzt wirbt der Dresdner Kabarettist für Dohnas zweite offene sächsische Meisterschaften im Mensch ärgere dich nicht am 31. Januar.

 

Am Donnerstag traf sich Steimle in Dohna mit den Organisatoren, zu denen auch Spielevertreter Udo Schmitz vom Institut für Spielpädagogik gehört. Der gibt Matzka, Steimle und einigen anderen Tipps in Sachen Mensch ärgere dich nicht. Zum Beispiel, dass die Ausgangsposition für die erste Figur immer schon das Spielfeld ist. Mit der ersten Sechs wird losgelaufen. Schmitz kennt nicht nur die Regeln, auch die Tricks der unfairen Würfel. „Die kommen aber erst bei höheren Einsätzen und anderen Spielen zum Einsatz.“

 

Die Würfel im Kulturcafé sind groß und fair, die Figuren selbst gebastelt und haben, weil es jetzt schon kalt ist, einen Schal. Das Spielbrett ist auf einen runden Tisch gemalt. Hier wird oft gespielt, vor allem an den Spielenachmittagen am jeweils letzten Sonnabend im Monat. Und hier finden am 31. Januar die letzten Runden bis zum Finale statt. Vorher wird in der Schule gespielt. Die Dohnaer rechnen mit rund 200 Teilnehmern. Es kann also eine Weile dauern.

 

Einer darf nicht mitspielen

 

Matzka hatte Steimle schon voriges Jahr nach der Unterstützung für die Dohnaer Veranstaltung gefragt. Doch da klappte es beim Schauspieler nicht. Nun also haben die Dohnaer einen bekannten Sachsen für ihre etwas andere Sportveranstaltung. Denn die Meisterschaft im Mensch ärgere dich nicht ist Teil des Sportpokals. Darüber staunt Steimle genauso wie über das Kulturcafé, dem er irgendwann mal spontan einen Besuch abstatten will.

 

Wow. Das klingt so, als ob Uwe Steimle das schon immer werden wollte. „Spielen ist wunderbar, ich bin für alles zu haben“, sagt Steimle gestern in Dohna. Matthias Matzka und Bürgermeister Ralf Müller haben sich wie über 40 weitere Spielwütige natürlich schon angemeldet. Tilo Werner darf nicht mitspielen. Der Hauptamtsleiter organisiert die Veranstaltung. Für Dohnas Bekanntheit nimmt er gern in Kauf, zuschauen zu müssen.

Steimle ist noch etwas vorsichtig. Die Aussicht, im Falle eines Falles acht Stunden würfeln zu müssen, scheint ihn etwas abzuschrecken. Er will die Menschen zueinander bringen, dafür steht er gern. Alle sollen gemeinsam spielen. „Da hauen sie sich nicht die Köppe ein“, sagt Steimle. Die Stadt Dohna hat verstanden. So ernst es Steimle damit ist; ein humoriges Wort hat er immer parat: Wer noch mit 99 Jahren Mensch ärgere dich nicht spielt, hat gute Chancen, 100 zu werden.

 

Freiwillig rausgeschmissen

 

Wer hingegen Meister werden und dem Dohnaer Uwe Naumann den Pokal abnehmen will, muss einfach Glück haben. Zur Erwärmung gibt es zum Weihnachtsmarkt am ersten Dezember-Wochenende im Rathaus ein Trainingslager. Steimle wird nicht trainieren. Er spielt auch so ab und zu mal in Familie Mensch ärgere dich nicht. Mal schmeißt er die anderen raus, mal fliegt er. Und das kann eben auch noch kurz vor dem Ende sein. Ausgang also offen. Ganz nach dem Schillerschen Motto: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

 

Die Sächsische Schweiz hat das schon erkannt. Seit 2007 gibt es jeweils im Februar die Spielewochen. 2016 gehört Dohnas Meisterschaft erstmals zu insgesamt zehn Veranstaltungen. Und das gleich mit Uwe Steimle als Zugpferd. Der will übrigens gern auch länger Meisterschafts-Botschafte sein. Dafür lässt er sich in der nächsten Runde auf dem Spielbrett auch gern mal rausschmeißen.

 

 

Zur Person:

Uwe Steimle wurde 1963 in Dresden als "Arbeiterkind" geboren. Vater und Mutter gaben ihm viel ihrer eigenen Persönlichkeiten mit auf den Lebensweg: Liebe durch Zuwendung, Geborgenheit durch Nähe und das Verzeihen, wenn er mit Mut anders handelte als empfohlen. Beste Voraussetzungen für den Schauspielerberuf, bei dem man bekanntlich das FÜHLEN als Voraussetzung mitbringen sollte. Allerdings haben seine Eltern diesen Beruf nicht favorisiert. Theateraufführungen in der Schule, russische Märchenfilme im Fernsehen und viele andere Figuren der Filmwelt lassen in ihm dennoch den Wunsch wachsen, selbst Schauspieler werden zu wollen. Wie in der DDR allgemein üblich schließt Uwe Steimle zunächst aber erst einmal eine Berufsausbildung ab. Er wird Industrieschmied. Auch über diese Jahre bleibt der eigentliche Berufswunsch (Schauspieler zu werden) weiterhin bestehen. Natürlich begleiten ihn Sätze wie: "Auf dich haben die da gerade gewartet." Wieder ist es der Mut und gleichwohl Trotz, der seine Träume untermauert und dieses JETZT ERST RECHT begleitet. So beginnt Uwe Steimle sein Studium 1985 an der Theaterhochschule Hans Otto in Leipzig und schließt diese Ausbildung 1989 erfolgreich ab. Es folgen zahlreiche Theater-Engagements in Dresden, Halle/s. und Erfurt sowie Fernsehauftritte, u.a.  als Erich Honecker-Imitator oder beim TATORT von Peter Sodann und Bernd Michael Lade. Zudem entstehen eine Vielzahl eigener Kabarettprogramme, in denen er alles Erlebte messerscharf reflektiert - seine Filmrollen wie das Leben. 2003 erhielt Uwe Steimle  den SALZBURGER STIER - einer der renommiertesten Kabarettpreise im deutschsprachigen Raum.

 

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